Beitrag zur 3. Vorlesung 17.04.2018

Herzlich Willkommen zu meinem Beitrag zur Vorlesung vom 17.04.2018,

in der Vorlesung wurde mit Hilfe des Konzeptes der „doppelten“ Heterogenität eine weitere Grundlage für das Verständnis von Sachverhalten durch Schülerinnen und Schüler (S/S) vorgestellt, insbesondere der Begriff der Sozialisation des/der individuellen Schüler/in ist hierbei von Belang, da er sich auf das konstruierte Umfeld des Individuums seitens der Gesellschaft bezieht und damit für Lehrer*innen der zentrale Ansatzpunkt für eine Wissensvermittlung ist. Diese mitgebrachten Präkonzepte aufzugreifen und den/die Schüler*in dazu zu bringen, sich selbst kritisch mit diesen auseinander zu setzen ist eine der Kernaufgaben für jede Lehrkraft.

 

  1. Diskutieren sie die Relevanz der Arbeitshypothese der „doppelten Heterogenität“ für eines ihrer Fächer und stellen sie dies anhand einen konkreten Unterrichtsinhaltes dar.

 

Doppelte Heterogenität ist ein Konzept, welches die individuellen Unterschiede von Schülerinnen und Schülern (S/S) anerkennt und aufdeckt, dass selbst in einer auf den ersten Blick „homogenen“ Klasse der Unterschied im individuellen Wissenstand bedingt durch die Sozialisation des Einzelnen gravierend sein kann. Ich persönlich studiere neben Anglistik auch die Geschichtswissenschaft, weshalb ich bereits in anderen Seminaren mit diesen Unterschieden vertraut gemacht wurde. Besonders im Bereich des Englischen und des Geschichtsunterrichts gibt es erhebliche Unterschiede zwischen S/S derselben Altersstufe basierend auf mehreren Faktoren:

A) Persönliche Fähigkeiten und Engagement (Ist ein Schüler beispielsweise sehr interessiert an einer bestimmten Epoche und bringt deshalb manchmal sehr detailliertes Wissen mit in den Unterricht?)

B) Investment der Eltern (Beispielsweise eine Bilinguale Erziehung)

C) Qualität und Quantität des vorhergegangen Unterrichtes

Wenn S/S also ihr Schuljahr beginnen muss sich die Lehrkraft über den Wissenstand der einzelnen S/S informieren. Eine Unterrichtsstunde über ein für die heutige Gesellschaftsstruktur uninteressantes Thema wie Feudale Herrschaftsaufteilungen im Spätmittelalter wird bei solchen S/S die ohne oder mit wenig Vorwissen in die Unterrichtseinheit gehen wohl nur zu Kopfschütteln und später zur Häme über den/die Lehrende*n führen, in diesem Fall hätte man das Ziel verfehlt, da man direkt einen einheitlichen Wissenstand aller S/S vermutet hätte und dockt nicht an dem Vorwissen an, von dem aus man ein besseres Verständnis der Kernkonzepte hätte aufbauen können.

 

  1. Skizzieren sie unter Bezugnahme auf einen konkreten Unterrichtsinhalt drei methodische Varianten zur unterrichtspraktischen „Erhebung“ von Schüler*Innenvorstellungen.

A.) Einteilung der S/S in Gruppen zur Diskussion innerhalb, dies erlaubt der Lehrkraft einen unverfälschten Blick von außerhalb, da S/S ihre Meinung eher gegenüber anderen S/S mitteilen und es ermöglicht S/S welche sich nicht gerne melden eine Teilnahme.

B) Aushändigung eines Fragebogens zum Thema, kurze Fragestellungen bezogen auf spezifische, von der Lehrkraft als Grundlegend erachtete, Bereiche. Beispielsweise „Welchen Zeitraum definieren wir für Europa als das Mittelalter?“; Welche Vorstellungen verbinden sie mit den Worten Prinzessin, Ritter, Burg?“ etc. etc.

C) Mindmap: Nach Vorstellung des Themas bekommen die S/S 15 Minuten Zeit eine Mindmap oder eine äquivalente Art der Gedankenstrukturierung zu erstellen. Nach Ablauf der Zeit werden einzelne Mindmaps vorgestellt in Form einer Klassendiskussion. Begriffe, welche S/S unklar sind werden erklärt und die S/S angehalten Fragen zu stellen, wenn sie einen Begriff oder Zusammenhang nicht verstehen. Alternativ kann dies auch in Gruppen geschehen um die Mindmaps detaillierter zu gestalten.

3.) Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe in Bezug auf unterschiedliche Sprachwirklichkeiten von SchülerInnen und Lehrer

Die Sprache, welche eine Lehrkraft benutzt um Gedanken und Konzepte bezüglich eines Themas den S/S zu vermitteln ist abhängig vom Wissenstand der Klasse. Während ein/e Dozent*in an der Universität ihr/e Vorlesung oder Seminar mit einer gewissen Fachsprache adressieren kann, sind die Unterschiede zwischen S/S der Altersstufen 8-16 doch wesentlich größer uns insbesondere mitgebrachtes Wissen bestimmt oft inwiefern Begrifflichkeiten verstanden werden.

 

Als Beobachtungsaufgabe würde unter zwei Aspekten den Unterricht analysieren:

A: Wie stellt die Lehrkraft ein Thema vor, welche Begriffe verwendet sie dabei? Wie werden Aufgaben gestellt und formuliert? Wie wurde beispielsweise diese Frage vom Dozenten formuliert, dass ich sie 10x lesen musste, bevor ich eine Idee hatte was man von mir verlangen könnte?

B: Wie reagieren die S/S darauf? Können sie ohne Nachfragen die gestellten Aufgaben bearbeiten, gibt es gut durchdachtes Feedback und rege Diskussionsbereitschaft? Stellen Schüler ihre Antworten mit Selbstsicherheit dar oder doch eher so das sie viele Begriffe in den Raum werfen um irgendetwas zu treffen?

 

Beitrag zur 2. Vorlesung – Soziokulturelle Heterogenität

Willkommen zu meinem Beitrag zur Vorlesung vom 10.04.2018

  1. Fokussierung des Vorlesungsthemas:
    Versuchen Sie Maßnahmen, Projekte oder Initiativen, die sie im schulischen Umfeld zum Umgang mit soziokultureller Heterogenität kennen gelernt haben (in Praktika, Arbeit, eigener Schulzeit o.ä.) zu charakterisieren, entsprechend dem theoretischen Vergleichsmodel aus der Vorlesung (Ausländerpädagogik/Interkulturelle Bildung/Antirassistische Pädagogik/Diversity Education). Begründen Sie die Einordnung und bewerten Sie die jeweilige Wirkung.

In der Grundschule wurde viel auf Interkulturelle Bildung gesetzt, ausgedrückt hat sich dies mit mehreren Besuchen in religiösen und kulturellen Einrichtungen, darunter Kirchen, Moscheen und Freundschaftsverbänden (zbsp. Deutsch-Türkischer Freundschaftsverband, etc.). Ziel dieser Besuche war es wohl die vermeintliche Kultur unterschiedlicher, also heterogener, Klassenverbände einander vorzustellen um so einer Diskriminierung vorzubeugen. Die Lehrerinnen und Lehrer folgten hier also dem Praxismodel und versuchten eine Kulturvermittlung und einen Dialog zu eröffnen.

Wenn ich an meine Mittelstufen Schulzeit zurückdenke, so muss ich bemerken das der Anteil an Schülern/Schülerinnen (S/S) mit Migrationshintergrund doch bestimmend war für die Zusammensetzung der Real- und Hauptschulklassen, die Gymnasialklasse hatte dagegen „nur“ einen Anteil von ungefähr einem Viertel. Die Gymnasialschüler stachen besonders heraus weil sie wesentlich homogener agierten als andere Klassen, Leistungsunterschiede zwischen S/S mit Migrationshintergrund und S/S ohne waren geringer als jene, welche wir aus anderen Bereichen mitbekamen. Ob ein Schüler/in einen Migrationshintergrund hatte, war erst einmal für die Klassenkultur unwichtig. Relativ früh hatte man uns die Vielfalt als solche schmackhaft gemacht und uns dadurch als Klasse insofern homogenisiert, als das kulturelle Unterschiede keine besondere Hervorhebung mehr erfuhren. (Diagnose Unterschiede aufgehoben durch Akzeptanz der Differenzen)

Abgesehen von dieser persönlichen Erfahrung hatten wir auch sogenannte Förderklassen für neu Eingewanderte Schülerinnen und Schüler, einer dieser Schüler durfte relativ schnell am regulären Unterricht teilnehmen, musste jedoch weiterhin den Förderunterricht besuchen. Durch diesen Schüler kam ich auch in den Kontakt mit weiteren Schülern aus der Förderklasse ,welche diese als relativ isoliert von der restlichen Schule beschrieben und sich wünschten, doch so schnell wie möglich in den regulären Klassenunterricht integriert zu werden. Hier greift wieder einmal das Konzept der Interkulturellen Bildung, gezielter Förderunterricht mit Bezug auf die individuelle Lage der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund und eine Anerkennung dieser, statt sie wie einen Fisch ins kalte Wasser zu werfen, wurden sie langsam in die regulären Klassen integriert, wie man an dem Beispiel des Förderschülers sehen kann, welcher nach einigen Monaten in der Förderklasse nur noch den Förderkurs besuchen musste und schließlich komplett am regulären Unterricht teilnahm – und abgesehen davon auch durch seine individuellen Erfahrungen relativ schnell in der Gymnasialklasse integriert und geschätzt war.

Des weiteren trugen eben jene Schulen oftmals die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ um ihren pädagogischen Ansprüchen damit noch einmal Nachdruck zu verleihen.

  1. Anwendung und theoriegeleitete Reflexion bisheriger Praxiserfahrungen:
    Welche Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika könnte man aus dieser durch Theorie geleiteten Reflexion ableiten?

Für eine Beobachtungsaufgabe könnte man sich überlegen, inwiefern die Maßnahmen zur interkulturellen Kommunikation der Diskriminierung innerhalb der Klassengemeinschaft vorgebeugt haben und ob es zu einer Anerkennung von Heterogenität oder zu einer neuen Homogenität innerhalb der Klassengemeinschaft gekommen ist, so wie es von mir als ehemaligem Schüler in meiner obigen Anekdote wahrgenommen wurde.

  1. Anwendung und theoriegeleitete Reflexion auf der Unterrichts- und Schulebene
    Sehen Sie durch die Reflexion dieser Maßnahmen und Projekte Ansatzpunkte für mögliche Programme zur grundsätzliche Weiterentwicklung von Schule und/oder Unterricht?

Schulsysteme und Unterrichtskonzepte müssen immer dem kritischen Blick unterliegen und hinterfragt werden, insofern verstehe ich auch, dass es erhebliche Unterschiede zwischen den Ansätzen und Zielen der Interkulturellen Bildung und der Antirassistischen Pädagogik geben kann. Inwiefern eine Schule verbindend Schülerinnen und Schüler dazu zwingen kann sich mit Institutionen wie Kirchen und Moscheen auseinanderzusetzen, ist insofern fragwürdig, als das man hiermit Institutionen und Ideologie mit Kulturen gleichsetzt, quasi eine Leitkultur für eine Gruppe erschafft, wo diese vielleicht nicht besteht (da zbsp. Nicht jeder Christ jeden Sonntag in die Kirche geht oder nicht jeder Muslim gleich oft betet und auch nicht unbedingt in der Moschee am Freitag).

Ein persönlicheres Konzept in Form von Schulfesten mit Beteiligung der Eltern, gemeinsamen kulinarischen und kulturellem Austausch könnte insofern mehr greifen und würde dem Abbau von Diskriminierung und der kulturellen Verständigung mehr dienen.

Allgemein sehe ich die vorgestellten Konzepte der Interkulturellen Bildung und Antirassistischen Pädagogik an sich als nicht ausgewogen genug, beide haben positive Methoden und Ziele, doch behandelt die erstere institutionelle und systematische Diskriminierung nicht genug, während die letztere sich nur auf diese zu versteifen scheint – ein Kompromiss wäre also wichtig um im Alltag sinnvolle Anwendung zu finden.

Hallo Welt!

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