Kategorien
Allgemein

Abschlussreflexion

1.) In der Veranstaltung der Ringvorlesung wurde eine Vielzahl an theoretischen Erkenntnissen behandelt und uns Studierenden detailliert aufgezeigt. Zwei dieser behandelten fachlichen Aspekte, welche für mich von besonderer Relevanz wahrgenommen wurden, möchte ich im Folgenden erneut aufgreifen.

Zum einen, ist durch meine Fächerkombination, die sich aus Deutsch, Mathe und Interdisziplinärer Sachbildung zusammensetzt, der Gender Aspekt hinsichtlich der sprachlichen Heterogenität im Sachunterricht, die zu berücksichtigen ist, von zentraler Bedeutung. Dabei rückt vor allem der Aspekt in den Vordergrund, dass einerseits die naturwissenschaftlich-technischen Themen, bei Mädchen im Gegensatz zu den Jungen, im Grundschulalter auf geringeres Interesse stoßen und andererseits, die fachsprachliche Herausforderung für Schüler*innen, ein Problem darstellen kann (vgl. Maltzahn 2014, S.12). Dies kann sich in der Praxis zum Beispiel durch Wahlmöglichkeiten bei den Aufgabestellungen äußern, indem ein Mädchen oder Junge, durch das Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit, sich entgegen des persönlichen Interesses entscheidet und somit der mehrheitlichen Wahl ‚genderentsprechend‘ entscheidet (vgl. Deci/Ryan 1993, S. 229). Zum anderen empfand ich das Spannungsfeld zwischen Heterogenität und Homogenität innerhalb einer Schulklasse, als angehende Lehrkraft, als eine elementare Schwierigkeit. Dabei hat mir die Vorlesung aufgezeigt, dass sich dies simultan durch didaktische, wie auch pädagogische Herausforderungen darstellt (Walgenbach 2017, S. 51). Zwar ist es in dem Interesse der Lehrkraft, die individuelle Förderung jedes/jeder einzelnen Schüler*in zu gewährleisten, ohne parallel ein anderes Kind dabei zu vernachlässigen oder gar im Lernprozess einzuschränken, jedoch darf auch der Lehr-/Bildungsplan dabei nicht außer Acht gelassen werden, sodass die Vorgabe des zu vermittelnden Wissens, in einer heterogenen Schulklasse, die individuelle Förderung erschwert. 

2.)  Die vorgestellten Inhalte der Ringvorlesung, haben mir persönlich dabei geholfen, meine eigenen Praxiserfahrungen hinsichtlich des Umgangs mit Heterogenität einerseits zu reflektieren und andererseits zu verstehen, welche Faktoren von primärer Bedeutung im eigentlichen Schulalltag sind. Letztlich haben die mir aufgezeigten Begriffe, Theorien oder auch Konzepte, einen neuen Blickwinkel eröffnet und mich kontinuierlich bezüglich einer differenzierten und heterogenen Unterrichtsgestaltung sensibilisiert. Dabei wurden mir konkrete Werkzeuge bereitgestellt und Strategien an die Hand gegeben, um den unterschiedlichen Bedürfnissen und Voraussetzungen der Schüler*innen gewissermaßen besser gerecht werden zu können. 

Besonders prägend, ist mir dabei die Thematik der Inklusiven Bildungspraxis in Südtirol im Kopf geblieben. Insgesamt zeigt sich damit Südtirol als ein positives Beispiel, welches bezugnehmend der Inklusion, in dem Bereich der Bildung hervortut. Da auch in Deutschland gegenwärtig die Schließung von Sonderschulen zunimmt, geht damit die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit Thematiken, wie Inklusion und Heterogenität einher und ist von aktueller sowie zunehmender Bedeutung.

Insbesondere in meiner letzten Praxisphase, ist mir an der zugeteilten Schule, die enorme Spannweite hinsichtlich des Kenntnisstandes der einzelnen Schüler*innen deutlich vor Augen geführt worden. Gleichzeitig habe ich veranschaulicht bekommen, wie die Lehrkräfte sich bemüht haben, individuelle Wochenpläne für die einzelnen Kinder zu gestalten, sodass eine starke Differenzierung innerhalb einer Klasse vorgenommen wurde und simultan trotzdem alle Lernenden – mit Rücksicht auf ihre Voraussetzungen – zur selben Thematik, ihre persönlichen Aufgaben bearbeitet haben. Denke ich an meine Schulzeit zurück, stelle ich fest, dass es ein solches Angebot nicht gab. Vielmehr haben die Schüler*innen, die sowieso schon Schwierigkeiten hatten, dem Unterrichtsstoff zu folgen und die Aufgaben fristgerecht zu erledigen, obendrauf weitere Zusatzaufgaben erhalten, die sie eher als eine Art Bestrafung empfanden.

3.) In der Vorlesung der Heterogenitätsdimensionen im naturwissenschaftlich-technischen Unterricht, haben wir uns mit der Frage auseinandergesetzt, inwiefern sich der Genderaspekt im Sachunterricht zu erkennen gibt. Dabei ist mir als Frage offen geblieben, inwiefern sich dies auch in anderen Fächern äußern kann, oder, ob die von gleichem Ausmaß betroffen sind. Eine weitere Thematik, die bei mir Fragen hervorgerufen hat, ist die Professionalisierung und Kompetenzentwicklung von Lehrkräften, bezüglich des Umgangs mit der Heterogenität. Zwar wurden uns bereits wesentliche Ansätze und Konzepte zur Förderung dessen transparent dargestellt, jedoch interessiert mich, wie sich Lehrkräfte explizit auf die aufkommenden Herausforderungen vorbereiten können und wie die jeweilige Professionalisierung in den Bereichen gestaltet werden kann.

Literatur

E. Deci/R. Ryan (1993): Die Selbstbestimmung der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. In: Zeitschrift für Pädagogik. Jahrgang 39. Heft 2. S. 229f.

K. Maltzahn (2014): Mädchen und Naturwissenschaften. Zur Entwicklung von Interessen nach der Grundschule. Weinheim und Basel. Verlag Beltz Juventa.

K. Walgenbach (2017): Heterogenität – Intersektionalität – Diversion in der Erziehungswissenschaft. Opladen und Toronto. Verlag: Barbara Budrich.