6. VL – Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe

1. In der Lehrerkonferenz diskutieren Sie die Empfehlungen für die jeweilige weiterführende Schule der einzelnen Schüler*innen. Für einen Schüler, der vor zwei Jahren nach Deutschland und nach einiger Zeit in der Vorklasse in Ihre Klasse gekommen ist, soll – lediglich aufgrund seiner Deutschkenntnisse – von einer Empfehlung für das Gymnasium abgesehen werden. Nehmen Sie auf Basis der Inhalte der Vorlesung Stellung dazu.

Bei dem diesigen Seminar beschäftigten wir uns mit der Thematik der Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe.

In einer solchen Konferenz über die Eignung eines Schülers oder einer Schülerin zu sprechen empfinde ich stets als schwierige Situation. Jede beteiligte Person hat eine andere Sichtweise auf das Geschehen und bringt somit eine andere Meinung ein.  Letztendlich kann man die Situation nur beurteilen, wenn man die Leistungen des Kindes in allen anderen Fächer ebenso berücksichtigt. Deutsch als Unterrichtsfach kann für Kindern mit Deutsch als Zweitsprache eine große Hürde darstellen, sobald es um das System der Sprache geht. Eventuell beherrscht das Kind jedoch die Alltagssprache im Gespräch mit den MitschülerInnen und in anderen Fächern gar nicht mal so schlecht.

Sollte der Junge einen zwölfmonatigen Vorkurs besucht haben, so ist seine Spracherwerb noch lange nicht abgeschlossen und es bieten sich noch viele Möglichkeiten der Weiterentwicklung. 

Müsste man also auf der Konferenz partout einen Entschluss fassen, so würde es sich anbieten, unter Berücksichtigung seiner Gesamtleistungen, eventuell doch ein Gymnasium auszuwählen, parallel dazu jedoch weiterhin Deutschkurse zu besuchen. Wäre der Junge in meinem Heimatbundesland NRW in der Konferenz Thema gewesen, so hätte ich wahrscheinlich auf eine Gesamtschule als weiterführende Schulart plädiert, da dadurch sowohl der mittlere Schulabschluss, als auch das Abitur möglich wären, ohne sich im Vorhinein schon für eine Schulform festzulegen. 

2. Welche Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit – in der hier verstandenen breiten Sicht – in Schule und Unterricht (selbst als Schüler*in und oder Praxiserfahrungen) haben Sie bislang gemacht? Diskutieren Sie die Erfahrungen vor dem Hintergrund dieser Vorlesung

Zu meiner Schulzeit arbeitete ich für den Rotarierbund in einem Projekt mit Namen „Sprachscouts“. Ausgelegt war dieses Projekt auf Kinder mit Deutsch als Zweitsprache. Ich betreute einen türkischstämmigen Jungen, dessen Eltern zuhause beide Türkisch sprachen und nur Deutsch gesprochen wurde, wenn ich anwesend war. Die Schule die der Junge besuchte war eine Grundschule mit einem stark gemischten Einzugsgebiet, jedoch verbrachte das Kind seine Freizeit fast ausschließlich mit den türkisch-, kurdisch- und arabisch stämmigen Kindern aus seiner Nachbarschaft. Bei diesen Treffen wurde stets Deutsch auf einem relativ niedrigen Niveau gesprochen. 

Besonders im Gedächtnis blieb mir, dass ich den Wechsel des Jungen von der viertel Klasse in die weiterführende Schule begleitete. Dort fiel mir auf, dass in der Grundschule sehr viel Wert auf eine kinngerechte Sprache gelegt worden war, die auch Kinder mit DaZ einbezog. Die Deutschaufgaben der weiterführenden Schule boten diese Möglichkeit nicht mehr an, sodass der Schüler, der in Deutsch immer stets gut und sicher geschrieben, gesprochen und gelesen hatte, plötzlich immense Probleme mit den Aufgabenstellungen und den Deutschbüchern hatte. Daher stellt sich mir die Frage warum in der Grundschule so viel Mühe auf etwas verwandt wird, was von den weiterführenden Schule später wieder über den Haufen geworfen wird?

3. Was möchten Sie nach dem Besuch dieser Vorlesung bei Ihrer zukünftigen Unterrichtsgestaltung beachten? Welches Wissen und welche Fähigkeiten fehlen Ihnen dafür noch?

Das im Spätsommer folgende Deutsch POE werde ich an der Grundschule Osterholz verbringen. Dort möchte ich besonders auf meine kindgerechte Sprache achten und mir immer wieder vor Augen führen, dass ich auf kurze und prägnante Arbeitsanweisungen zurückgreifen muss. Das hatte ich in meinem erst kürzlich vergangenen IP POE auch bereits ganz gut umgesetzt, jedoch neigte ich dazu aus Gewohnheit schnell zu sprechen und mir darüber weniger Gedanken zu machen. Das würde ich in Zukunft gerne ändern. 

4. Wie muss Schule unserer mehrsprachigen Gesellschaft gestaltet sein. Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, damit Sie die Mehrsprachigkeit ihrer Schüler*innen einbeziehen und einen registersensiblen Fachunterricht gestalten können?

Als wichtigste Rahmenbedingung muss die Fehlerkultur an unseren Grundschulen überdacht werden. Alle Kinder müssen die Möglichkeit bekommen an einem, oder mehreren Deutsch(vor)kursen teilzunehmen und das Gefühl haben, dass ihr Bemühungen Deutsch zu sprechen von Erfolg geprägt sind. Es sollte also ein Klassenklima herrschen, in dem gerne die „neue“ Sprache gesprochen wird. Als Methodik bietet sich besonders ein Unterricht auf multimedialer Ebene an, da besonders die digitalen Medien den Kindern heutzutage zusagen. Aber auch Bilder und Symbole sind in den meisten Gesellschaften ähnlich oder gleich. So kann sich auf diese Art und Weise sicher(er) verständigt werden. 

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