Versuchen Sie Maßnahmen, Projekte oder Initiativen, die sie im schulischen Umfeld zum Umgang mit soziokultureller Heterogenität kennen gelernt haben (in Praktika, Arbeit, eigener Schulzeit o.ä.), zu charakterisieren, entsprechend dem Vergleichsmodell aus der Vorlesung, Folien 9 und 10.
Begründen Sie die Einordnung und bewerten sie die jeweilige Wirkung.
In meiner eigenen Schulzeit gab es an meiner Schule keinerlei Maßnahmen, Projekte oder ähnliches zum Umgang mit soziokultureller Heterogenität. Das Gymnasium, welches ich besuchte, ist eines von Vieren in einer etwa 70 000 Einwohner großen Stadt. Mein Jahrgang bestand aus 84 Leuten, von denen eine Hand voll ausländische Wurzeln hatte. Diese waren aus meiner Sicht voll integriert.
In meinem ersten Studium gab es in dieser Hinsicht ebenfalls keinerlei Maßnahmen. Es wurden lediglich einige Kolloquien auf Englisch gehalten und Gaststudenten aus ariden Ländern (geringe Luftfeuchtigkeit) eindringlich davor gewarnt, bestimmte feuchtigkeitsempfindliche Stoffe ohne Schutzgas zu handhaben.
Das Einzige, worin ich bisher Erfahrung in dieser Richtung sammeln konnte, war ehrenamtliche Arbeit, in der ich mich engagierte. Über zehn Monate habe ich zusammen mit anderen Freiwilligen Frauen Deutsch in einem Flüchtlingswohnheim unterrichtet.
Streng genommen gehören Deutschkurse in die Kategorie Ausländerpädagogik. Er richtet sich an ausländische Schülerinnen und Schüler mit dem Ziel, dass alle die deutsche Sprache beherrschen (Homogenisierung der Sprache). Meines Erachtens ist das Erlernen der Sprache des Landes, in dem man lebt, ein wichtiger Aspekt der Integration. Auch wenn in anderen Gebieten Heterogenität kein Problem darstellt, so ist für das tägliche Leben in Deutschland das beherrschen der Sprache unabdingbar. Für simple Aufgaben wie einen Arztbesuch oder das Einkaufen von Lebensmitteln muss man neben sprachlichen Kompetenzen auch den Umgang mit einer neuen Währung und ähnliches beherrschen. Zwar gibt es durch frühere Einwanderer die Möglichkeit, in kleineren Läden bekannte Produkte aus dem Herkunftsland zu kaufen, jedoch liegt in solchen Ausweichmöglichkeiten auf Dauer die Gefahr der Bildung von Parallelgesellschaften.
Unter gewissen Gesichtspunkten ließe sich der Kurs auch der Diversity Education zuordnen. Unser Kurs richtete sich speziell an die Frauen des Wohnheims. Dadurch, und weil es nur Lehrerinnen gab, erhofften wir uns eine höhere Teilnehmerzahl. Dieses Angebot sollte sich vor allem an die Frauen mit kleinen Kindern richten, die für einen Deutschkurs nicht in die Innenstadt oder irgendwo anders hin fahren konnten. Da es zunächst keine Betreuung für die Kinder gab, und die Väter in den seltensten Fällen übernahmen, wurde der Unterricht des öfteren von lärmenden Kindern unterbrochen. Es gab eine hohe Fluktuation bei den Teilnehmerinnen. Einige zogen nach einer Weile aus, Neue kamen hinzu. In der Gestaltung des Lehrplans waren wir völlig frei. Die eine Hälfte der Stunde verwendeten wir für die Alphabetisierung und die andere der verbalen Erlernung von Vokabeln und ähnliches. Die Gruppe war zu jedem Zeitpunkt sehr heterogen. Im Schnitt hatten wir immer ungefähr acht bis zehn Teilnehmerinnen:
- diese kamen aus den verschiedensten Ländern,
- gehörten unterschiedlichen Religionen an
- und hatten vor allem stark divergierende Bildungswege beschritten.
Ich lernte zwei junge Frauen kennen, die in ihren Herkunftsländern einen Bachelor erworben haben, während andere nicht mal eine Schule dort besuchen durften/konnten. Durch diese vielen Unterschiede gab es auch innerhalb der Gruppe einige Spannungen, mit denen während des Kurs umgegangen werden musste.
Ein Punkt, der meiner Meinung nach sehr gut zu diesem Thema passt, lag darin, dass ich im Gegensatz zu meinen Kolleginnen sehr starken Wert auf die korrekte Aussprache gelegt habe. Dabei kam es mir vor allem auf den Unterschied zwischen „-ich“ und „-isch“ an. Meine Intention dahinter war, dass ich meine Schülerinnen vor Diskriminierung schützen wollte. Ich weiß, dass wenn ein Mensch zum Beispiel „isch“ statt „ich“ sagt, er automatisch in die Schublade „bildungsfern“ gesteckt wird. In diesem Moment, als ich dort Deutsch unterrichtet habe, hatte ich keinerlei Einfluss auf die Vorurteile der Gesellschaft. Das Einzige, was in meiner Macht stand, war die Frauen möglichst gut auf den Umgang mit unseren Mitmenschen vorzubereiten.
Ich denke, ein wichtiger Aspekt bei jeder dieser Arten von Pädagogik ist die Stelle an der man steht. Je nach Punkt und Hebel, kann man sein Bestes tun, um die Welt aus den Angeln zu heben.