ABSCHLUSSREFLEXION

17. August 2021

1.Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene) theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich als besonders prägnant mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret sowohl Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächerbeziehen und b.) generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht. Bitte benennen Sie dabei konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen an den entsprechenden Stellen in Ihren Ausführungen (Autor*innen, Jahr, Titel). 

Alle Themen der Ringvorlesungen (RV) haben mir geholfen, über sowohl bereits bekannte als auch für mich neue für die Schule relevante Themen zu diskutieren. Da ich die Fächer Spanisch und Englisch auf Lehramt studiere, habe ich den Vortrag von Bàrbara Roviró (RV6) über die verschiedenen Varietäten des Spanischen und Französischen und den Vortrag von Prof. Dr. Nadine Rose (RV 5) zur Heterogenität im Unterricht ausgewählt.

1a)

In der Präsentation von Frau Roviró haben wir gesehen, dass es im Spanischen und Französischen verschiedenen Varianten gibt und die Lehrkraft überlegen kann, welche Variante er/sie unterrichten soll. Dieses Thema ist für mich sehr wichtig, da ich Hispanistik und Anglistik studiere und es in beiden Sprachen unterschiedliche Sprachvarianten gibt. „Ganz viele Sprachen sind plurizentrisch. So kann Spanisch etwa als südamerikanisches Spanisch oder als spanisches Spanisch realisiert werden oder Englisch als amerikanisches Englisch, britisches Englisch, australisches Englisch etc.“ (Tajmel & Hägi-Mead 2017: 14). Dieses Zitat zeigt bereits, dass es innerhalb einiger Sprachen verschiedene Variationen gibt, was auch mich persönlich sehr beeinflusst, da ich aus Spanien komme und meine persönliche Varietät des Spanischen mit dem Spanischen von Spanien übereinstimmt. Wenn ich zum Beispiel Spanisch aus Argentinien unterrichten sollte, müsste ich sicherlich Vokabeln lernen und verschiedene Formen verwenden. Ein Beispiel dafür ist das Personalpronomen der zweiten Person Plural. In Spanien wird dafür „vosotros“ (in Deutsch „Ihr“) verwendet, in Argentinien wird stattdessen die dritten Person Plural verwendet. Als Spanischlehrkraft könnte man sich hier fragen: welche Form wäre besser?

Eine Antwort darauf findet sich in dem Vortrag von Roviró. „Die Varietät, die zu den Bedürfnissen und Erwartungen des Lernenden passt.“ (Roviró 2021:12). Aufgrund der Nähe von Spanien und Deutschland ziehen es sicherlich viele deutsche Schüler*innen vor, das Spanisch aus Spanien zu lernen, aber dennoch könnten die, die für ein Jahr nach Lateinamerika gehen möchten, um zu arbeiten und zu reisen, um eine Abwechslung zu lernen des Landes, das sie besuchen werden. Zum Beispiel wird das Wort Pfirsich in Spanien mit „melocotón“ übersetzt während in vielen lateinamerikanischen Ländern der spanische Begriff „durazno“ verwendet wird.  Für eine*n Schüler*in, der nach Lateinamerika geht, wäre es also interessant, solche Begriffsvarianten zu kennen. Interessant erscheint in diesem Kontext auch folgendes Zitat von Roviró.

Varietäten im FS-Unterricht dokumentieren reelle Heterogenität“. (Roviró 2021: 14). Die Welt von heute ist Teil der Globalisierung, der Mischung aus Kulturen und Sprachen, die täglich nebeneinander existieren. Sprachen sind kein Beispiel für Homogenität, sondern für Heterogenität und dies drückt sich im Sprachunterricht durch verschiedenen Schüler*innen, Sprachvarianten und Akzenten aus.

Ein weiterer Vortrag, den ich als sehr praktisch für den Lehrerberuf empfand, war die von Prof. Dr. Nadine Rose. Sie stellte fest, dass die Heterogenität eine pädagogische und didaktische Herausforderung ist (bzgl. Rose 2021: Folie 2). Schon immer hatten Lehrer*innen, Erzieher*innen oder Sozialarbeiter*innen etwas mit Differenzen zu tun, die sich zwischen erwachsenen und jugendlichen Kleidungsvorlieben, zwischen konservativen und progressiven politischen Orientierungen, zwischen proletarischen und bildungsbürgerlichen Kommunikationsformen oder zwischen divergierenden geschlechtsspezifischen Verhaltenserwartungen ergeben.“ (Dirim, I., & Mecheril, P. 2018: S9)

Heterogenität war schon immer ein relevantes, wichtiges Thema. Nicht nur Lehrkräfte müssen Heterogenität berücksichtigen, sondern auch Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen und andere schulische Mitarbeiter*innen. Ich denke auch, dass dieses Thema einen Zusammenhang mit Roviró Ringvorlesung hat. Außerdem habe ich durch mehrere Praktika in Schulen und in Sprachschulen immer wieder feststellen können, dass es im Unterricht Unterschiede zwischen den Leistungen der Schüler*innen und deren Rolle gibt. Wie Rose sagt, sind „Quasi-Schüler“ und „Quasi-Lehrerinnen“ (Rose 2021: Folie 19) einige der Rollen, die die Schüler*innen im Unterricht einnehmen und die die Lehrkräfte zu erkennen und zu verarbeiten wissen müssen.

1b)

Eine wichtige Erkenntnisse über Schule und Unterricht heutzutage ist, dass Inklusion ein „muss“ sein muss und es berücksichtigt werden muss. Ich finde das Zitat, das wir in Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu erster Ringvorlesung gesehen haben, wirklich wichtig. Das Zitat lautet wie folgt:

Sie sollen im Rahmen ihres Erziehungs- und Bildungsauftrags die Inklusion aller Schülerinnen und Schüler unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft, ihrer Staatsbürgerschaft, Religion oder einer Beeinträchtigung in das gesellschaftliche Leben und die schulische Gemeinschaft befördern und Ausgrenzungen einzelner vermeiden.“ (Bremisches Schulgesetz 2009: S.17)“

Hier wird die Situation in der Schule so zusammengefasst, wie sie sein sollte, wofür Sie arbeiten müssen, um zu erreichen. Ich denke, ich bleibe bei diesem Zitat, um darüber nachzudenken, was Schule heute ist und wie wichtig Gleichberechtigung ohne Diskriminierung zwischen den Schülern*innen morgen sein wird.

 2. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte, Lehrer*innenhandeln)), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele geben. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben mit Bezug zu Autor*innen, auf die sich die Referent*innen bei der Verwendung dieser Begriffe, Theorien, Konzepte in ihren Präsentationen bezogen haben.

Ich ging in Spanien zur Schule, wo viele Schüler*innen aus anderen Ländern stammten. Im Klassenzimmer waren wir mit Schüler*innen aus Kolumbien, Kuba und Marokko. Normalerweise kamen sie mit ihren Familien nach Spanien, weil ihre Familien auf den Feldern Obst sammelten. An der Schule erinnere ich mich nicht, dass es eine Sozialpädagogik gab, aber die Lehrer*innen und Schüler*innen kümmerten sich selbst darum, neue Schüler*innen mit Migrationshintergrund in die Schule integrieren. Bei Schülern*innen, die aus lateinamerikanischen Ländern stammten, war auch die oben angesprochene „Sprachvarietät“ vorhanden.

Die Schüler*innen aus Kuba verwendeten eine andere Spanischvarietät als die Mitschüler*innen in meiner Klasse und benutzten Wörter, die wir nicht verstanden. Ich erinnere mich, dass wir immer fragten, woher sie kamen, sobald wir ihre Spanischvarietät hörten, und ich habe festgestellt, dass dies die Frage ist, die Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu in ihrer Präsentation gestellt hat „Woher kommst du eigentlich?“ (Karakaşoğlu 2021: Folie 3). Tatsächlich ist es ein Satz, der zu „Rassismus“ oder „Diskriminierung“ führen kann, und ich denke, dass wir uns den Auswirkungen solcher Aussagen in jedem, fächerübergreifenden Unterricht stärker bewusst machen sollten.

3. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.

Ich finde das Thema Migration und Inklusion sehr interessant und möchte mich in diesen Themenbereichen im Rahmen meines Studiums gerne weiterbilden. Ich könnte mir vorstellen, durch die Arbeit mit Migrantenkindern im Rahmen von DaZ-Vorkursen mehr  über Migration und Inklusion zu erfahren und zu lernen. Dadurch, dass in Deutschland viele Religionen und Kulturen in den Schulen koexistieren, hätte ich im Rahmen der RV gerne mehr über das Thema Religion erfahren. Ich denke, dass ein Bewusstsein der verschiedenen Religionen für Lehrkräfte von großer Bedeutung ist, um die Schüler*innen sowie ihre Familien besser zu verstehen.

 

Literaturverzeichnis

Bremer Schulgesetz 2009: http://www.bildung.bremen.de/fastmedia/13/Fassung1.pdf

Dirim, I., & Mecheril, P. (2018). Heterogenitat, Sprache(n), Bildung: Die Schule der Migrationsgesellschaft. utb.

Karakaşoglu, Yasemin/Barasi, Dennis (2021): Ringvorlesung Folien, Sommersemester 2021, 14. Sitzung „Rassismus oder Rassismen?, Eine Diskussion und ihre Relevanz für (angehende) Lehrkräfte“

Rose Nadine (2021): Ringvorlesung Folien, Sommersemester 2021, 7. Sitzung „Lässt sich ‚Heterogenität‘ im Klassenzimmer beobachten und was sieht man, wenn man so guckt?“

Roviro Bárbara (2021): Ringvorlesung Folien, Sommersemester 2021, 6. Sitzung. „Umgang mit Sprachvarietäten im (Fremd-)Sprachenunterricht: Welches Französisch oder Spanisch soll eigentlich unterrichtet werden?“

Tajmel, T., & Hägi-Mead, S. (2017). Sprachbewusste Unterrichtsplanung:Prinzipien, Methoden und Beispiele für die Umsetzung. Waxmann Verlag.

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