1. Welche theoretischen Schwierigkeiten ergeben sich bei dem Versuch, „Differenz“ oder „Heterogenität“ im Schulkontext identifizieren und beobachten zu wollen? Und was hat dies mit „Differenz“ oder „Heterogenität“ als Gegenstand selbst zu tun?

In jeder Schulklasse spürten sie die Heterogenität und Differenzierung. Es ist wichtig, diese Aspekte im Unterricht zu berücksichtigen und darauf zu achten. Im folgenden Zitat ist zu sehen, dass die Klasse heterogen ist und jeden Tag beobachtet werden kann:

Jedes Klassenzimmer ist so heterogen wie die Schüler und Schülerrinnen. Als Lehrkräfte erfahren wie tagtäglich die Vielfalt der Kinder und Judendlichen im Hinblick auf ihre Lernvouraussetzungen,ihr Leistungsvermögen, ihre Motivation, ihre Interesse usw.“ ( Scholz: 2012)

Jeder der Schüler hat unterschiedliche Eigenschaften und dies macht die Klasse heterogen. Es ist wichtig, den Unterschied im Klassenzimmer zwischen den Schülern zu erkennen, um das Lernen der Schüler zu fördern.

Das Problem wäre, wenn zum Beispiel diese Heterogenität oder dieser Differenzierung nicht behandelt wird und anstatt ein normales Thema zu sein, als Hindernis für die Klasse angesehen wird. Daher werden die Lehrer darin geschult, zu wissen, was zu tun ist oder wie in einer heterogenen Klasse zu unterrichten ist.

Wir haben auf der Folie der Ringvorlesung gesehen, dass etwas zu tun oder im Unterricht zu sprechen die Differenzierung beeinflussen kann:

„Jeder Komplex aus „doings and sayings“, bei dem etwas zu etwas als in Relation stehend identifiziert und klassifiziert wird, lässt sich als Praktik der Differenzierung lesen“ (Vgl. RV07, Folie 8).

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Lehrer die Heterogenität der Klasse kennen und wissen, was darin gesagt oder getan wird, da dies ein sehr wichtiger Faktor für die Differenzierung sein kann.

  1. Welche Differenz-Kategorien legen Sie vermutlich – eher unbewusst – im Blick auf Ihre zukünftigen Schüler*innen an und welche erweisen sich – nach Ihrem bisherigen Kenntnisstand – warum als eher problematisch als andere?

Ich denke, dass ich als Lehrerin in der Schule besonders auf die Heterogenität der Klasse und auf Differenzierung achten werde. Ich möchte, dass sich alle meine Schüler wohl fühlen und (in meinem Fall) mit mir Spanisch und Englisch lernen wollen.

Ich möchte keine Unterschiede machen, die mit Herkunft, Geschlecht oder Religion zu tun haben, da sie für mich die wichtigsten Faktoren im Klassenzimmer unter den Schülern zu sein scheinen.

Ich glaube, dass es für mich unbewusst einen Unterschied zwischen jenen Schülern geben wird, die die Sprachen lernen wollen und daran interessiert sind, Sprachen zu benutzen und andererseits Schülern, die nicht lernen wollen, weil sie keine Interesse an Sprachen haben und damit schlechtere Ergebnisse bekommen. Ich denke, dass diese „Klassifizierung“ der Schüler von den meisten Lehrern vertreten wird, die ihre Schüler „unbewusst“ mit guten Ergebnissen und Lerninteresse haben und auf der anderen Seite von denen, die kein Interesse am Fach haben.

Es ist jedoch notwendig zu vermeiden, irgendwie „die gute Gruppe“ und die „schlechte Gruppe“ zu schaffen, da die Schüler Motivation und gutes Feedback erhalten müssen, um sich in meinem Fall ermutigt zu fühlen, Fremdsprachen zu lernen.

Für mich ist die Herkunft kein wichtiger Faktor (ein Faktor, auf den ich mich konzentrieren würde), da ich nicht in Deutschland geboren wurde und ich weiß, dass Schüler, die sich aufgrund ihres Migrationshintergrunds anders fühlen können und dass dies ihre akademischen Ergebnisse beeinflusst.

  1. Würde(n) sich die Interpretation(en) der im Vortrag zugrunde gelegten Szene der „Gruppenarbeit in Klasse P“ aus Ihrer Sicht verändern (und wenn ja, wie), wenn Sie sie explizit unter der Aufmerksamkeitsrichtung der Bedeutung von „Migrationshintergrund“ oder „Gender“ in Unterricht zu lesen versuchten?

Im Beispiel der Folie der Präsentation sehen wir, dass es eine Arbeitsgruppe unter mehreren Studenten gibt, aber mit einem großen Unterschied. (Vgl. RV07, Folie 15).

Einerseits wollen die Mädchen diejenigen sein, die die Gruppe leiten, die Aktivität organisieren, den Rest befehlen und die Jungen in der Gruppe kaum teilnehmen lassen.

Die Mädchen Alina zeigt eine Führungsposition und will die Gruppe befehlen und alle tun lassen, was sie sagt.  Außerdem sehen wir, dass es in der Gruppe einen Jungen namens Hatif gibt, ein Name, der uns bereits zeigen will, dass er vielleicht einen Migrationsgrund hat.

Alina möchte klar unterscheiden, dass sie das Sagen hat und dass der Junge sie möglicherweise nicht gut versteht, und deshalb betont sie die Worte beim Sprechen. Alina impliziert, dass der Junge ihn nicht versteht oder dass er es nicht weiß, weil er möglicherweise aus einem anderen Land kommt. Er fragt ihn sogar am Ende der Stunde, was er verstanden hat, und zeigt noch einmal seine ganze Aufmerksamkeit, dass der Junge innerhalb der Gruppe „anders“ ist.

 

 

Scholz, I. (2012). Das heterogene Klassenzimmer (p. 7). Vandenhoeck & Ruprecht.

Rose Nadine (2021): Ringvorlesung Folien, Sommersemester 2021, 7. Sitzung „Lässt sich ‚Heterogenität‘ im Klassenzimmer beobachten und was sieht man, wenn man so guckt?“

 

One Response to “RV07—Prof. Dr. Nadine Rose —-„Lässt sich ‚Heterogenität‘ im Klassenzimmer beobachten und was sieht man, wenn man so guckt?“”

  1.   Nina said:

    Wichtig zu Frage 1 hinzuzufügen, ist meiner Meinung nach, dass Differenz im Schulkontext auch erst dadurch entsteht, dass die beobachteten Schüler und Schülerinnen von der Lehrkraft automatisch in eine „binäre, hierarchische Codierung eingeordnet und kategorisiert“ werden (Lutz/Leiprecht 2006: 225). Mögliche Kategorisierungen sind hier zum Beispiel männlich-weiblich, arm-reich oder auch groß-klein. Differenz bedeutet nämlich das „Ergebnis eines Vorgangs des Unterscheidens“ (Kluge 1999:180). Deswegen ist es nötig, dass die Heterogenität im Klassenraum erkannt wird, um besonders den hilfebedürftigen SchülerInnen eine Unterstützung beim Lernprozess zu geben.

    Bei Frage 2 kann ich mich dir größtenteils anschließen. Auch ich möchte, dass sich meine SchülerInnen in meinem Klassenraum wohlfühlen. Ich möchte sie motivieren weiter zu lernen, auch wenn sie in der letzten Zeit vielleicht eher weniger große Erfolge beim Lernprozess erreicht haben. In meiner Schulzeit hatte ich einige Lehrer, die den Aspekt der Heterogenität im Klassenraum vollkommen vergessen haben und sich nicht darauf eingestellt haben, dass einige SchülerInnen andere Lernvoraussetzungen haben, sich leichter oder weniger leicht motivieren lassen oder mehr oder weniger Interesse am Thema zeigen als andere. Besonders die Kategorisierung in Geschlechter habe ich in der Vergangenheit als negativen Aspekt wahrgenommen. Genau deswegen werde ich besonders darauf achten, diese Kategorisierung nicht in meinen Unterricht einfließen zu lassen (besonders bei meinen Fächern Spanisch und Religion sind die Geschlechter keine relevanten Differenzierungen, die vorgenommen werden müssen). Je heterogener die Gruppe ist, desto verschiedener sind die Erfahrungen und Meinungen der einzelnen SchülerInnen. Deswegen ist es vielleicht in Ordnung beispielsweise in einem überkonfessionellen Religionsunterricht nach Religionszugehörigkeit zu differenzieren, aber jedoch nur, um den SchülerInnen so einen größtmöglichen Austausch zu ermöglichen.

    Auch bei Frage 3 kann ich mich deiner Meinung nur anschließen. Wenn die SchülerInnen Alina und Mia den Namen Hatif in Verbindung mit einem Schüler mit Migrationshintergrund interpretieren, ist es möglich, dass man ihre Aufforderung zuzuhören so interpretieren kann, dass sie davon ausgehen, dass Hatif aufgrund seines Migrationshintergrunds Schwierigkeiten beim Verständnis hat. Eine veränderte Interpretation bei genauerer Betrachtung unter dem Aspekt „Gender“ leuchtet mir jedoch nicht ein. Zwar ist zu erkennen, dass die beiden gebildeten Grüppchen (Mia und Alina, Hatif und Leon) Geschlechter getrennt sind, trotzdem erscheint es mir nicht eindeutig, dass sich die Interpretation unter diesem Aspekt verändert.

    Quellenverzeichnis:

    Kluge (1999): Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin: de Gruyter

    Lutz, Helma /Leiprecht, Rudolf (2006): Intersektionalität im Klassenzimmer, Ethnizität, Klasse, Geschlecht. In: Leiprecht/ Kerber (Hrsg.): Schule in der Einwanderungsgesellschaft. Schwalbach Ts.: Wochenschau, S. 218-234

Leave a Reply