RV05 Deutsch als Zweitsprache/Deutsch als Fremdsprache

1.An Ihrem Gymnasium gibt es eine – wie üblich sehr heterogen besetzte – Vorklasse, in welcher sogenannte Seiteneinsteiger*innen Deutsch lernen und auf die Teilnahme am Regelunterricht vorbereitet werden. Für einige wird nun der endgültige Übergang diskutiert. Ein Großteil der Lehrkräfte plädiert – mit Verweis auf die noch nicht vollständig ausreichenden (bildungssprachlichen) Deutschkenntnisse – sie an eine Oberschule zu überweisen, obwohl die Schüler*innen hinsichtlich ihrer Lernfähigkeit und ihrer Vorbildung eigentlich die Voraussetzungen für das Gymnasium mitbringen und gerne an der Schule bleiben würden. Nehmen Sie auf Basis der Vorlesung Stellung dazu.

Die Schüler*innen bringen die Voraussetzungen hinsichtlich ihrer Lernfähigkeit und ihrer Vorbildung mit, um auf das Gymnasium zu gehen. Diese Schüler*innen nun, nur Aufgrund ihrer ,,noch nicht vollständig ausreichenden (bildungssprachlichen) Deutschkenntnisse“ an eine Oberschule zu verweisen, auf welche sie nicht gehen wollen, wäre meiner Meinung nach kontraproduktiv. Es könnte sich für diese Schüler*innen als eine Art „Bestrafung“ anfühlen.

Entscheidend für das Lernen einer Sprache, ist die Intensität des Sprachkontaktes und der Zugang zu sprachlichen Praktiken (Folie 11). Da es in der Regel schwieriger ist, Deutsch als Zweitsprache zu lernen und einen höheren Lernaufwand bedeutet (Folie 31), sollte man den Schüler*innen lieber eine Unterstützung in Hinsicht auf die Förderung ihrer (bildungssprachlichen) Deutschkenntnisse anbieten, damit sie weiterhin auf ihrer Schule bleiben können und ihnen den Besuch des Gymnasiums zu ermöglichen.

2.Welche Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit – in der hier verstandenen breiten Sicht – in Schule und Unterricht (selbst als Schüler*in und/oder Praxiserfahrungen) haben Sie bislang gemacht? Diskutieren Sie die Erfahrungen vor dem Hintergrund dieser Vorlesung

Vor dieser Vorlesung bedeutete für mich Mehrsprachigkeit, dass man die erlernten Sprachen fließend spricht. Vielleicht schon bilingual aufgewachsen ist. Schaut man sich die Ergebnisse der Umfrage aus der Vorlesung an, ging es wohl einigen anderen ähnlich wie mir.

Dass Mehrsprachigkeit im weitesten Sinne bedeutet, dass man ohne weiteres im Alltag von einer Sprache in die andere wechseln kann (Oksaar 1980: 43), war wohl den wenigsten bewusst.

Als ich zur Schule ging, wurde Mehrsprachigkeit durch Sprachunterricht gefördert. Ab der 5. Klasse wurde Englisch unterrichtet und ab der 7. Klasse konnte man sich zwischen Spanisch oder Französisch entscheiden. Doch einzelne Sprachen meiner Mitschüler wurden nicht gefördert. Im Unterricht, ausgenommen der Sprachunterricht, sprachen alle ausschließlich Deutsch.

3.Was möchten Sie nach dem Besuch dieser Vorlesung bei Ihrer zukünftige Unterrichtsgestaltung beachten? Welches Wissen und welche Fähigkeiten fehlen Ihnen dafür noch?

Nach dieser Vorlesung ist mir noch bewusster geworden, wie wichtig es für die Schüler*innen ist, auch in ihrer jeweiligen Muttersprache, oder den anderen erlernten Sprachen, zu kommunizieren (Folie 13-16). Mich hat es sehr berührt, was die Schüler*innen denken und empfinden, deswegen sehe ich es als sehr wichtig an, dass man dies ernst nimmt und versucht dies mit den gegebenen Mitteln zu fördern.

Mir persönlich fehlt das Wissen, wie ich dies genau umsetzten kann. Ich möchte als Lehrerin die Mehrsprachigkeit in meiner Klasse fördern, denn meiner Meinung nach bereichert es uns alle.

4.Wie muss Schule unserer mehrsprachigen Gesellschaft gestaltet sein? Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, damit Sie die Mehrsprachigkeit ihrer Schüler*innen einbeziehen und einen registersensiblen Fachunterricht gestalten können?

Da sich viele Lehrer*innen noch sehr unsicher und unvorbereitet fühlen (u.a. Hammer et al. 2016, Folie 40) sollten diese, um Mehrsprachigkeit in den Unterricht mit einbeziehen zu können, ordentlich geschult werden. Vor Allem in Hinsicht des Aspektes, dass das Einbeziehen der Erstsprache sich positiv auf fachliche Denk-und Verstehensprozesse auswirken kann (Folie 42), sollten Lehrer „eine Grundausbildung in Sprachförderung und interkultureller Pädagogik“ (SVR: online, Folie 46) erhalten.

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Ein Kommentar

  1. Liebe Insa,

    ich fand deinen Blogbeitrag sehr gelungen und habe tatsächlich meine Meinung auch in all deinen Aussagen wiedergefunden.
    Meiner Ansicht nach ist es wenig sinnvoll eine:n Schüler:in in eine Oberschule zu schicken, nur weil die Deutschkenntnisse für ein Gymnasium nicht reichen. Ich finde, dass in solchen Fällen vielleicht weitere Deutschkurse an dem Gymnasium für solche Schüler:innen bereitgestellt werden sollten, um diese zu fördern. Zusätzlich dazu hilft es dem Deutschlern-Prozess wahrscheinlich auch nicht wirklich, wenn der/die Schüler:in das bereits gewohnte Umfeld verlassen muss, was das Deutschlernen dann wiederum vielleicht schwieriger macht.
    Mir ging es tatsächlich ählich wie dir, dass ich unter Mehrsprachigkeit eigentlich immer verstanden habe, wenn jemand mit mehreren Sprachen aufgewachsen ist. Daher habe ich mich selbst auch erstmal nicht als mehrsprachig empfunden. Wenn man jetzt allerdings weiß, wie man Mehrsprachigkeit definieren kann (Folie 7), dann gibt es eigentlich kaum Lernende, die nicht mehrsprachig sind. Daher macht es meiner Meinung nach auch absolut Sinn diese Vielfalt mit in den Unterricht einzubeziehen. Auch, um die Sprachvielfalt der entsprechenden Schule zu erweitern. Meistens gibt es nur Englisch, Französisch und Spanisch, aber vielleicht gibt es ja einige Kinder, die lieber Türkisch, Polnisch oder Russisch lernen möchten? Das sollte auch einbezogen werden.
    Ich für meinen Teil habe bis jetzt allerdings auch wenig Erfahrung, wie ich diese Mehrsprachigkeit und Vielfalt später umsetzten möchte. Daher werde ich mich in dem Bereich noch weiterbilden müssen.

    Liebe Grüße, Nele

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