Deutschland

Index-Wert 0,11
Landessprache Deutsch
Einwohner*innenzahl [1] 84,7 Mio. (stand 2023)
Bildungsstand [2]

33,5% Fachhochschul-/Hochschulreife

28,6% Hauptschulabschluss

23,5% Mittlerer Abschluss

6,5% Abschluss der polytechnischen Oberschule

4,0% ohne Abschluss

3,5% noch in schulischer Ausbildung

Religion [3]

50% Christen

35,9% keine Religionsgemeinschaft

8,5% Islam

2,5% andere Religionsgemeinschaft

1,3% Hinduismus

0,9% Buddhismus

0,3% Juden

Politisches System [4]

parlamentarische und föderale Demokratie

FLINTA*s in Deutschland sehen sich im internationalen Vergleich in einer eher privilegierteren Situation. Die Gleichstellungsbemühungen in Deutschland haben wichtige Meilensteine erreicht. Dennoch haben auch sie mit sexistischen Strukturen und antifeministischen Bewegungen zu kämpfen. Im Gender Inequality Index (GII) belegt Deutschland den 9. Platz von 191 Ländern (UNDP 2023: 35).

Frauen* in Deutschland sind überproportional gut ausgebildet, wobei mehr als 50 Prozent der Hochschulabsolvent:innen weiblich sind (DESTATIS et al. 2021: 116). In der deutschen Wirtschaft spielen Frauen* eine wichtige Rolle, mit der dritthöchsten Erwerbstätigenquote unter den EU-Ländern (EUROSTAT 2020). Über 60% Prozent der Frauen* im Alter von 20 bis 59 Jahren sind berufstätig, zwischen 40 und 54 sind es sogar über 80% (DESTATIS 2022: 155). Trotzdem besteht der Gender Pay Gap weiterhin und beträgt 2023 noch 18% (DESTATIS 2024).

Die #MeToo-Debatte von 2017 hat auch in Deutschland dazu beigetragen, Sexismus und Gewalt gegen FLINTA* verstärkt in der Öffentlichkeit zu thematisieren. Immer noch erlebt jede dritte Frau* mindestens einmal in ihrem Leben körperliche und/oder sexuelle Gewalt (FRA 2014: 17). Doch nicht nur das, jeden Tag versucht ein Mann eine Frau* zu töten, jeden Dritten gelingt es ihm (Schröttle/Arnis 2023).

Eine 2019 durchgeführte Umfrage zu den größten Problemen von Frauen* in Deutschland zeigt, dass gleiches Gehalt, sexuelle Belästigung und sexuelle Gewalt als zentrale Herausforderungen wahrgenommen werden (Ipsos 2019: 23). Trotz dieser Anliegen erlebt der Feminismus in Deutschland einen Anstieg von Antifeminismus. Laut der Leipziger Autoritarismus-Studie haben bereits jeder dritte Mann und jede fünfte Frau* ein antifeministisches Weltbild.  (Kalkstein et al. 2022: 253).

In Deutschland spiegelt sich die Reproduktion sexistischer Strukturen und Einstellungen in erheblichem Maße in der Datenerfassung und -nutzung wider. Auch wenn in Deutschland fast jeder Aspekt unseres Lebens quantifiziert wird, ist die Datenerhebung selbst häufig von geschlechtsspezifischen Verzerrungen betroffen, da bestimmte Bereiche und Erfahrungen von FLINTA* nicht ausreichend repräsentiert werden. In vielen Studien und Statistiken finden sich Lücken, die dazu führen, dass die Realität von FLINTA* nicht angemessen abgebildet wird (humanrights.ch 2021, Schraudner/Bührer 2006). Dazu gehört auch, dass sogar in einem solch privilegierten Land wie Deutschland Trans* Menschen, A-Gender und Nichtbinäre quasi nicht durch die Daten repräsentiert werden, da sie oft nicht in die vorgefertigten Kategorien passen, in denen gemessen wird (Ruberg/Ruelos 2020). So können dringende Bedürfnisse nicht mehr wahrgenommen werden, da geschlechtsspezifische Probleme so nicht mehr richtig wahrgenommen werden. Eine Konsequenz daraus sind zum Beispiel Sozialkürzungen für Schutz- und Bildungseinrichtungen sein, wie es aktuell bei mehreren Frauen*häusern und anderen Initiativen der Fall ist (AWO et al. 2023).

Femizide gab es in Deutschland im Jahr 2023

Die Instagram-Seite @femizide_stoppen zählt Femizide in Deutschland, um auf das strukturelles Problem aufmerksam zu machen, welches hinter der patriarchalen Gewalt steckt. Dafür generieren sie selbst Statistiken und veröffentlichen jedes Mal, wenn sie von einem Femizid in den Medien hören, ein Bild auf Instagram. Sie haben dabei natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da die Dunkelziffer wahrscheinlich viel größer sein wird. Das Projekt ist ein anschauliches Beispiel, wie auf aktivistische Art Daten genutzt werden können, um patriarchale Gewalt sichtbar zu machen.

[1] DESTATIS 2024a

[2] DESTATIS 2020

[3] Mücke et. al. 2023: 16

[4] bdp 2009