Englischunterricht – Zwischen Selektion und Inklusion

Blockbeitrag Nr. 1 – Anna-Maria Seeburg – VL 10.05.2022

Reflexionsfragen:

  1. Reflektieren Sie, inwiefern Ihr eigener Englisch- (bzw. Fremdsprachen-) Unterricht funktionale und formale Aspekte beinhaltete.
  2. Diskutieren Sie davon ausgehend, 2.1. Welche Fähigkeiten ein „guter Fremdsprachenlerner“ in Ihrer Schulzeit   mitbringen musste und 2.2. Inwiefern dies den heutigen curricularen Vorgaben in Bremen (Fokus auf interkulturelle kommunikative Kompetenz) entsprechen würde.

Aufgabe 1)

In meinem Niederländisch-Unterricht gab es, im Gegensatz zu anderen Fremdsprachenkursen deutlich mehr funktionale Aspekte. Das lag daran, dass häufig in Gruppenarbeiten kritisch zu verschiedenen Themen diskutiert wurde; mit vorheriger Textverständnis-Arbeit und stichpunktartiger Pro- und Kontraliste. Somit lag bei diesen Aufgaben, gerade in Hinblick auf die Diskussionen unter den Mitschüler*innen, der Fokus auf dem Sprachverständnis und der praktischen Anwendung der Sprache (vgl.: Giesler, Folie 17/18).

Eine andere Aufgabe waren Alltagsgespräche darzustellen, wie zum Beispiel im Supermarkt einzukaufen. Dabei wurde das Sprachverständnis und die Kommunikation mit der Sprache Niederländisch geübt. Ein formaler Punkt war dennoch, dass wir, wenn wir uns die Gruppengespräche anderer anhörten, auf grammatikalische Fehler achten sollten

Im große und ganzen war der Fokus mehr auf der Kommunikation mit der Sprache anstelle der Sprachrichtigkeit in Hinblick auf die Grammatik.

Im Französisch- oder Englischunterricht gab es zwar ebenfalls Aufgaben, welche funktionale Aspekte beinhalteten, wie zum Beispiel ähnliche Gruppengespräche, zu denen im Niederländisch-Kurs, jedoch standen, vor allem in den höheren Jahrgangsstufen, beinahe nur formale Faktoren im Vordergrund. Besonders Analysen und Zusammenfassungen wurden grammatikalisch streng beäugt, UF Intonation und Sprachrichtigkeit wurde besonders viel Wert gelegt.

Aufgabe 2.1.)

Um ein „guten Fremdsprachenlerner“ sein zu können, müssen verschiedene Fähigkeiten gegeben sein. Im Folgenden beziehe ich mich allein auf meine Erfahrungen aus dem Englischunterricht. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, ist eine wichtige Fertigkeit davon die Erfüllung eines bestimmten Lerntyps. Denn leider war es in meiner Schulzeit so, dass nicht alle Lerntypen adressiert wurden. Da in der Schulzeit nach kognitiver Leistungsfähigkeit differenziert wurde, ist es wichtig gut durch Kommunikation und das miteinhergehende Einprägen von Informationen und Sachzusammenhänge, lernen zu können (vgl.: Giesler, Folie 28 und vgl.: Maike Looß, Lerntypen). 

Eine weitere wichtige Fähigkeit ist eine korrekte Intonation, Grammatik und Aussprache. Die Aussprache sollte einem native-speaker ähneln (vgl.: Giesler, Folie 28). 

Nicht zu vergessen sind die Fähigkeiten der Berücksichtigung von kultureller Heterogenität (vgl.: Giesler, Folie 34).

Das könnte man durch das Nahebringen verschiedene Kulturenkreise, realisieren, in denen auch Englisch gesprochen wird; wie zum Beispiel Australien oder Nigeria. Auf das direkte Beispiel mit diesen beiden Orten komme ich, da ich exakt diese Themen in meiner Schulzeit durchgenommen habe und mir dadurch kultureller Heterogenität bewusst wurde.

In Hinblick auf den Bildungsplan für Oberschule für das Fach Englisch fällt auf, dass die formalen Aspekte gefordert werden. Vor allem in Bezug auf die Kommunikativen und methodischen Kompetenzen, werden beinahe nur formale Faktoren beschrieben. Zwar werden ebenfalls funktionale Aspekte, wie soziokulturelles Orientierungswesen ausgeführt, jedoch überwiegt die Sprachrichtigkeit und Grammatik (vgl: Englisch. Bildungsplan für die Oberschule, 2010). 

Aufgabe 2.2.)

In direktem Vergleich mit meiner Darstellung eines „guten Fremdsprachenlerners“ und dem derzeitigen Bildungsplan, ist zu erkennen, dass sich diese gegenseitig, in Bezug auf funktionale und formale Aspekte, abdecken. 

In beiden Fällen wird übermäßig auf Grammatik und Aussprache geachtet und funktionale Faktoren, wie die kulturelle Heterogenität, werden beinahe nicht beachtet.

Dementsprechend kann geschlussfolgert werden, dass zwar meine Darstellung, jedoch nicht meine persönliche Vorstellung von einem „guten Fremdsprachenlerner“ durch das derzeitige Curriculum vollständig erfüllt werden. 

Meiner Meinung nach sollten deutlich mehr Lerntypen beachtet werden und mehr Wert auf Sprachanwendung, als Grammatik gelegt werden.