RV06-Dr. Eileen Schwarzenberg- Meint Inklusion wirklich alle?

1. Bennen Sie bitte die für Sie zentralen theoretischen Aspekte aus der Vorlesung und begründen Sie die Auswahl.

Als besonders zentral habe ich die Aufklärung über die unterschiedlichen Entwicklungsstufen der Inklusion nach dem fünf Phasen Modell Sanders (2002) empfunden, wobei die Bedeutsamkeit der theoretischen Konzepte wie der Exklusion, Segregation, Integration, sowie der Inklusion deutlich wird, da diese unmittelbar in Verbindung zueinander stehen und aufeinander aufbauen. Eine Integration einer Personengruppe (In diesem Fall Kinder) kann demnach nur erfolgen, wenn sie vorher von einer Gruppe ohne sonderpädagogischen Bedürfnissen ausgeschlossen und in abgetrennten Bildungseinrichtungen unterrichtet wird. Somit geht die Exklusion der Integration voraus; in anderen Worten: Würde es keine ausgeschlossenen Gruppen in der Gesellschaft geben, so müsste man diese auch nicht integrieren, da diese schon integriert wären. Integration bedeutet hier, dass Kinder mit einer Behinderung nicht mehr in abgetrennten Bildungseinrichtungen lernen, sondern in Regelschulen mit sonderpädagogischer Unterstützung. Das Ziel des fünf Phasen Modells ist die optimierte Form der Integration, die Inklusion, sowie die Überwindung dieser. Bei der Inklusion besuchen Kinder mit einer Behinderung wie alle anderen Kinder, die keine Behinderung haben, eine Regelschule. Meine Auswahl dieses Modells nach Sander (2002) begründe ich ebenso damit, dass hieraus deutlich wird, dass das eigentliche Ziel, die Überwindung der Idee der Inklusion, im Moment noch nicht erreichbar ist, weil es in Bezug auf Kinder mit Behinderungen noch zu viele Sonderbehandlungen gibt und da die organisationstechnischen Grundlagen fehlen, um in dieser Hinsicht eine Besserung zu erwirken; denn es gibt noch immer Sondereinrichtungen, die Menschen mit einer Behinderung von der Gesellschaft segregieren.

2. Betrachten Sie bitte Ihre bisherigen Erfahrungen an Schulen im Gemeinsamen Unterricht und reflektieren Sie kritisch folgende Fragen:

a. Wie würden Sie ihre Erfahrungen im Hinblick auf die theoretischen Aspekte aus der Vorlesung einordnen? (z.B. Modelle von Behinderung, „inkludierende Exklusion“).

In der Oberstufe habe ich das Schulzentrum an der Bördestraße in Bremen-Lesum besucht und habe den Eindruck gehabt, dass sich die Schule (z.b gebäudetechnisch und organisatorisch) sehr gut an die Bedürfnisse von SuS mit einer Behinderung angepasst hat. Zwar habe ich Inklusion nicht direkt in meiner Klasse erlebt, aber ich konnte dies in anderen Klassen und auch anderen Schulformen erkennen. Die Schule gliedert sich in eine gymnasiale Oberstufe, Berufsfachschulen/FOS und einer Berufsschule. Die SuS mit einer Behinderung sowie erhöhtem Förderbedarf waren eher Teil der Berufsschulen, und eher weniger der Gymnasien, jedoch lag trotzdem ein Einschluss aller Heterogenitätsdimensionen vor, da alle SuS zusammen auf eine Schule gingen. Somit sind auch Gymnasialschüler*Innen mit SuS mit einer Behinderung und zusätzlichem Förderbedarf in Kontakt gekommen. In diesem Falle würde ich meine persönliche Erfahrung als sehr positiv einstufen und gehe davon aus, dass in meiner ehemaligen Schule keiner durch den Einschluss  in das Schulwesen ausgeschlossen worden ist.

b. Welchen Meinungen zur Inklusion sind Ihnen im Praktikum / in Praxiserfahrungen an Schulen, insbesondere zu der Frage der Inklusion von SuS mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Gymnasien, begegnet und welche Auffassung vertreten Sie selbst?

Wie in der vorigen Aufgabe bereits erwähnt, habe ich als Schülerin an einem Gymnasium positive Erfahrungen mit Inklusion gemacht, jedoch nicht direkt in meiner Klasse. Es gab im Unterricht einmal die Diskussion über die Einführung sogenannter „Koop“-Klassen, wobei SuS mit einer Behinderung oder gesonderten Förderbedarf aktiv in eine Klasse integriert werden, sodass alle SuS miteinander kooperieren und arbeiten können. Diese Idee fand ich grundsätzlich gut, da so auch SuS mit erhöhtem Förderbedarf die gleiche Chance erhalten, sich zu bilden und einen Abschluss zu erreichen. Außerdem verliert man so eine gewisse „Scheu“, wenn man mit Menschen mit einer Behinderung arbeitet und dementsprechend weis, wie man am besten mit ihnen umgeht. Das Problem, das aus der Diskussion hervor ging und welches ich genauso sehe ist, dass SuS mit einer Behinderung dann in der Schule zwar von einer Chancengleichheit profitieren, im späteren Berufsleben aber benachteiligt werden könnten, da es nur ein begrenztes Angebot mit wenigen möglichen Berufen gibt. Ein weiterer Grund, der die Einführung von „Koop“-Klassen erschweren würde, ist der Mangel an nötigen Sonderpädago*Innen, die für eine individuelle Förderung essentiell sind.

c. Was sind ihrer Meinung nach die größten Chancen und Herausforderung der schulischen Inklusion?

Meiner Meinung nach liegt die größte Herausforderung darin, dass die sich Lehrkräfte und auch die teilnehmendem SuS von dem Verhalten einer Sonderbehandlung differenzieren müssen, damit sich die SuS mit einer Behinderung trotz einer Inklusion nicht „fremdartig“ oder auch ausgeschlossen fühlen. Die Chance, diese Sonderbehandlung nach und nach aufzuheben, sehe ich darin, dass die Zahl der abgetrennten Bildungseinrichtungen (z.b Sonderschulen) abnimmt, indem sich mehrere Schulformen zusammen schließen, sodass die Heterogenitätsdimension ausgeweitet und die Inklusion überwunden wird.

3. Formulieren Sie eine Beobachtungaufgabe für zukünftige Praktika. Entweder zur schulischen Inklusion oder zur beruflichen Inklusion bzw. zum Übergang Schule-Beruf.

Für spätere Schul-Praktika und dem damit verbundenen Beobachten in Schule und Unterricht würde ich zunächst die Fragestellung „Inwiefern kommt es in der Klasse tatsächlich zu einer Kooperation mit beeinträchtigten Menschen?“ formulieren und herbei versuchen, die verbale sowie nonverbale Kommunikation und Kooperation zwischen den SuS genau zu beschreiben und zu beobachten. Diese Fragestellung würde ich dann auf verschiedene Unterrichtsformen anwenden (Frontalunterricht, Gruppenarbeit etc.) und eventuell auf unterschiedliche Schulfächer, um so eventuelle Unterschiede erkennen zu können.

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