RV02-(Welt-) Gesellschaftliche Veränderungen und die Reaktion von Schule – ein Blick auf Strukturen und Konzepte

1. Die „nationale Orientierung des Bildungssystems“ beinhaltet die Ausrichtung des Unterrichts in der Schule auf die nationalen Werte des Landes, in welchem der Unterricht stattfindet. Wenn man von dem Unterricht in Deutschland ausgeht, stehen beispielsweise Kernpunkte der deutschen Geschichte überwiegend im Fokus. Ein häufig thematisierter Aspekt im deutschen Geschichtsunterricht ist  der Nationalsozialismus und auch andere Themen, wie zum Beispiel die Weimarer Republik werden während der Schulzeit in der Regel mindestens einmal behandelt. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass in meiner Klasse im Geschichtsunterricht viele Themen der deutschen, oder zumindest der europäischen Geschichte behandelt wurden. Andere national-geschichtlichen Einblicke wie beispielsweise der Vietnamkrieg waren hingegen äußerst selten. Im Politikunterricht wurde häufig über das Parteiensystem und dessen spezifischen Werte gesprochen, welche Teil der jeweiligen Parteien sind. Dort wurde oft das Bild vermittelt, dass die deutschen Parteien, vorallem die CDU, den Kern Deutschlands als „richtige“ Volkspartei widerspiegeln würden. Da die CDU christliche Grundsätze vertritt, wurden in dem Falle nur die christlichen Schüler angesprochen, nicht aber solche, die eventuell einen Migrationshintergrund und eine andere Religion oder Kultur haben.

2. Dem öffentlichen Diskurs über „Migration als Herausforderung für die Schule“ entnehme ich als Information, dass es häufig mit Problemen in der Schule verbunden ist, wenn SchülerInnen aus einem anderen Land kommen und die Landessprache nicht so gut beherrschen, wie sie von Muttersprachlern beherrscht wird. Lehrkräfte sind oftmals mit dieser Tatsache überfordert und können mit dem gegebenen Pensum (Arbeitsmaterialien, Förderpläne und Lehrpläne) die „Schüler mit Migrationshintergrund“ nicht so unterstützen, wie es notwendig erscheint. Eine andere Abstammung als die „typisch deutsche“ führt ebenfalls oft zu Vorurteilen seitens der Lehrer, welche ein anderes kulturelles Verständnis aufzeigen. Die Herausforderung liegt vor allem darin, die „Schüler mit Migrationshintergrund“ genauso zu behandeln und zu fördern, wie muttersprachliche Schüler. Die Vorlesung hat mir eine neue Perspektive geöffnet, indem auf die diversen Gründe einer Migration eingegangen worden ist. Außerdem hat mich die Kernfrage „Wann hört jemand auf, fremd zu sein?“, persönlich sehr zum nachdenken gebracht.

3. Der Begriff „DoingCulture“ bedeutet unter anderem die Ausübung der Kultur in der Praxis. Das Fallbeispiel mit der Schülerin Birgül, welche über die Reaktion ihrer Deutschlehrerin bei der Klausur-Rückgabe informiert, erweist sich als ein sehr negatives, denn die Lehrerin denunziert Birgül aufgrund ihrer Herkunft, in dem sie davon ausgeht, dass es in „Birgüls Kultur“ noch Probleme mit der freien Wahl in der Partnerschaft gäbe. Die Empörung der Lehrerin, dass die „ausländischen Mädchen“ aus der Klasse die Frage in der Klausur nicht beantwortet haben, zeugt davon, dass diese eine typische Klischéedenkweise zum Ausdruck bringt, als es darum geht, dass die Schülerinnen ihre eigenen Erfahrungen schildern sollen. Die Lehrerin hat in ihrer Klausuraufgabe Paralellen zwischen der europäischen und der ausländischen Kultur hergestellt, indem sie auf die Problematik der freien Partnerwahl eingeht. Selbtverständlich hätte diese Frage in der Klausur auch kulturelle Unterschiede verdeutlichen und zu Verständnis gebracht werden können, jedoch geht die Lehrerin nicht davon aus, dass „Schüler mit Migrationshintergrund“ auch eine deutsches, oder wie in Birgüls Fall, ein euröpäisches Verstädnis von Kultur haben können, da sie entweder sehr gut integriert, oder gar hier aufgewachsen sind.

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