Sprache als Visitenkarte des Menschen

Sprache (sowohl als mündliche als auch der schriftliche Ausdruck) ist die Visitenkarte eines Menschen.

Was meinen Sie, was ist primär: Sprache oder Denken? Spricht man, wie man denkt oder denkt man, wie man spricht?

 

So schlicht diese Frage auch scheint, ist sie nicht eindeutig zu beantworten. Ist es möglich eine Sprache zu entwickeln, ohne zu denken? Und kann man denken ohne eine Sprache zu beherrschen?

Alexander von Humboldts Zitat „Die Muttersprache ist der Königsweg zur Bildung der Persönlichkeit.“ gibt zunächst einen ersten Hinweis darauf, dass das Beherrschen einer Sprache eng mit dem menschlichen Verständnis für sich selbst zusammenhängt. Entsprechend würde ich ergänzen, dass die Muttersprache/Sprache nicht nur der Königsweg zur Bildung einer Persönlichkeit ist, sondern ein Grundbaustein der menschlichen Zivilisation, des Fortschritts, der Gesellschaft und des Verstandes.

Horcht man aktiv in sich rein, fällt einem auf, dass die komplexeren Gedanken in Sprache gekleidet sind. Nur schlichte Triebe können unter Umständen den Umweg über das Sprachzentrum vermeiden und direkten Einfluss auf das Handeln nehmen. Offensichtlich ist aber auch, dass ein Sprachsystem nicht entwickelt werden konnte, ohne dass man dabei gedacht hat. Entsprechend gehe ich davon aus, dass beide Fähigkeiten (Sprach- und Denkfähigkeit) sich simultan entwickelt haben und gemeinsam zu unserem heutigen Persönlichkeits- und Gesellschaftsverständnis geführt haben.

Interessant sind in diesem Zusammenhang weitere Aspekte, wie beispielsweise der Zusammenhang zwischen Denken, Sprechen und Sprechfehlern, wobei hier vorallem physische Faktoren mitwirken. In diesem Fall wird meist zuerst fehlerfrei gedacht, bei der Aussprache treten dann aber Probleme auf. Folglich ein Hinweis auf „Erst denken, dann sprechen“.

Aber wer hat nicht schon einmal gehört, er solle zunächst seinen Kopf benutzen, bevor er etwas von sich gibt. Diese Äußerung folgt meist auf einen „unbedacht“ gewählten Satz. Hat man hier zuerst gesprochen und das denken übergangen? Vielleicht bestehen eine Reihe von Automatismen im Gehirn, die bei Aktivierung durch äußere Reize das Denkzentrum überspringen und direkt zur Artikulation im Sprachzentrum übergehen. Wiederrum ein Indiz für die These „Zuerst sprechen, dann denken.“

Ganz offensichtlich ist es durch das komplexe Zusammenspiel von „Denken und Sprechen“ kaum möglich eine alleingültige Antwort zu finden, zumal der Mensch in unterschiedlichen Weisen auf den Situationspluralismus seiner Umwelt reagieren kann. Feststeht, dass beide Fähigkeiten unabdingbar für die menschliche Entwicklung waren und bleiben.

Ein Gedanke zu „Sprache als Visitenkarte des Menschen

  1. Lieber Phillip,

    ich stimme dir in allen ausgeführten Punkten zu.
    Erst durch den Spracherwerb im Kleinkindalter wird uns das Denken in Sätzen bzw. mit Sprache ermöglicht – d. h. ohne Sprache je gehört zu haben, kann einem nicht bewusst sein, wie der Klang von Worten lautet, so dass auch keine direkte Artikulation von Sprache ausgeprägt werden kann.
    Mit steigendem Alter bzw. steigender Klassenstufe wird es immer wichtiger zuerst über seine eigene Artikulation nachzudenken, bevor man seine Sprache gebraucht.
    Gerade in erklärenden Situationen macht man sich lieber zweimal mehr Gedanken über seine Wortwahl.
    Jedoch kann auch durch häufige Wiederholung von Sprachabläufen der Denkvorgang „umgangen“ werden. Zum Beispiel wenn man über ein Thema, das einen sehr interessiert oder das einem sehr liegt, referiert, fallen einem die Worte häufig zu, ohne, dass man „aktiv“ darüber nachdenken muss.
    Somit ist eine Argumentation in beide Richtungen möglich.

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