Beitrag zum 7. Vorlesungstermin: Wie kann ein gemeinsamer Deutschunterricht gelingen, an dem auch Kinder und Jugendliche mit begrenztem Zugang zur Schriftsprache teilnehmen?

Ein gemeinsamer Deutschunterricht findet jenseits von Elternwünschen und Erwartungen in der Klasse unter den SuS statt. Hier kann es mittelfristig zu Problemen in der Klasse führen, wenn auch die geduldigsten leistungsstarken SuS in jeder Stunde neuer Stoffeinführung diesen immer wieder den leistungsschwächeren SuS erklären sollen, z.B. weil die Lehrperson das erwartet.

Lösungen bieten hier nicht nur die Einbindung von Heterogenität der SuS durch Einbringen unterschiedlicher persönlicher Erfahrungen differenter Lebenswelten, welche die SUS seit frühester Kindheit erfahren, sondern auch die Berücksichtigung von Lerntypen. Als ideal sehe ich eine Kombination von beidem.

So können z.B. bildliche Eindrücke in der Schriftsprache leistungsschwächere SuS schon ab dem Grundschulalter motivieren, gedanklich auch weiter dem Unterricht zu folgen. Lernen über den visuellen Eindruck wird heute schon in der Kita vermittelt, oder auch später beim Fremdsprachenerwerb zur Wortschatzerweiterung.  Konkret hier motiviert Lernen über Bilder zum Text SuS mit begrenztem Zugang zur Schriftsprache konzeptionell mündlich zunächst die persönlichen Eindrücke zu formulieren wie andere SuS in der Klasse auch. Diese SuS fühlen sich in der Beteiligung am Unterrichtsgespräch mittels Bildbesprechung zum neuen Text von Anfang an gleich gut in der Leistung und dies wird sicher auch von den anderen SuS so wahrgenommen. Diese Methode kann bereits in der Grundschule ab dem ersten Kontakt mit dem Schreiben angewendet werden, um diese SuS im Lernprozess zu halten.

Ein gemeinsamer Deutschunterricht kann ebenso gelingen über den Höreindruck. Auch mittels des Hörens kann sich die Lehrperson das Interesse dieser SuS, die oft schon negativ durch Ihre Probleme in der Schriftlichkeit vorgeprägt sind und ggf.  gar nicht mehr mitschreiben, bewahren. Man denke an die heutigen Hörbücher, oder ganz traditionell, dass die Lehrperson den neuen Text vorliest und den SuS dazu Verständnisfragen stellt, um die Auseinandersetzung mit dem neuen Stoff anzuregen und zur Vertiefungsphase überzugehen.

Im Übergang vom Bild bzw. dem Hören zur Schrift können farbige Mind Maps das Interesse der schriftlich im Ausdruck lernschwächeren Schüler halten, die z.B. nach Substandiven, Verben, oder thematisch verschieden angeordnet sind, und wo im Übergang noch das Bild hinzutreten kann. Beachtet sollte in jedem Fall, dass SuS sehr wohl in der Lage sind, sich mit dem Bild eine Buchstabenkombination zu merken, die daneben erscheint.  Vokabellernen über Bilder ist im Fremdsprachenerwerb eine bekannte Methode, die auch im Deutschunterricht gelingen wird.

Ganz wichtig ist ausserdem, die Heterogenität der SuS zu beachten, z.B. wenn in Klasse 5 Märchen unterrichtet werden. Märchen werden in Kulturen verschieden dargestellt und es ist eine Bereicherung für alle SuS, wenn z.B. neben einer Mind Map mit Wörtern wie Zauberlehrling oder Rumpelstilzchen Begriffe erscheinen, die SuS aus ihren Kulturen einbringen. Ergänzend könnte dazu ggf. auch ein Märchen aus einer anderen Kultur, die SuS in der Klasse kennen, und es in der Sprache der Kinder untereinander vermitteln können, gelesen oder wenigstens angelesen werden. So kann Deutschunterricht mit Freude und Respekt aller SuS untereinander gelingen, weil dann auch die lernstarken SuS bemerken, dass sie nicht immer die Lernstarken sind und dass es noch auf andere Wissensdinge im Leben ankommt ausser gut schreiben können.

3 Gedanken zu „Beitrag zum 7. Vorlesungstermin: Wie kann ein gemeinsamer Deutschunterricht gelingen, an dem auch Kinder und Jugendliche mit begrenztem Zugang zur Schriftsprache teilnehmen?“

  1. Hallo Eva,

    du hast deinen Beitrag sehr gut strukturiert, sodass man auch dann folgen konnte, wenn man Außenstehender ist. Das Einzige, was vielleicht schwierig ist, ist, dass du am Anfang direkt das Kürzel SuS benutzt hast und nicht anfänglich einmal geklärt hast, was damit gemeint ist. Ansonsten finde ich, ist dein Beitrag gut gelungen.

    Liebe Grüße
    Rabea

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